Vor(gestern)reiter

Rückblick auf die Zukunft

Büroperlen

Vor gerade mal etwas mehr 20 Jahren habe ich meine IHK-Ausbildung in der IT begonnen. Und beim Bürofrühjahrsputz sind einige alte Perlen ans Licht gekommen: so zum Beispiel auch mein alter Monatsberichtsordner. 

Wir durften Tätigkeiten als Ausbildungsnachweis in einem Aufsatz festhalten. Monatliches Erscheinen, eine DIN A4-Seite, festes Format, Arial Schriftgröße 10. Jeden Monat wurden die Berichte von den Ausbildungsbeauftragten gesichtet, Fehler angemerkt und nach der Korrektur unterzeichnet.

Interessant ist der Rückblick auf die visionäre Themenvielfalt, der ich damals begegnet bin. Einige Aspekte bilden auch heute noch Grundlage meiner Arbeit.

Über real,- SB Warenhaus 

Für alle Nostalgiker und die es nicht (mehr) kennen. real,- war eine Supermarktkette. Als ich damals von 2004 bis 2008 mit an Board war, beschäftigte das Unternehmen knapp 35000 Mitarbeiter, ca. 10 Milliarden Euro Umsatz, ca. 500-600 Märkte. Zugehörig zum Metro-Konzern war jedoch die "Schaltzentrale" in Mönchengladbach, dessen Gebäude und IT-Räume ich allerdings schon in den 1990er Jahren betreten durfte. (Ich gestehe, meine erste Windows 95 CD-Rom, habe ich damals aus dem Papierkorb der IT, damals noch Allkauf, mitgenommen.). 

real,- ist nach Umsatzrückgängen, Verkäufen, diversen Restrukturierungen 2024 gänzlich von der Bildfläche verschwunden. 

 
Übersicht der Berichtsthemen

Monat Jahr Thema
August 2004 XP-Roll Out - Umstellung von Windows NT auf Windows XP
September 2004 MS Virtual PC
Oktober 2004 MS Virtual PC-Teil II
November 2004 Installation des PGP-Clients auf einem Notebook
Dezember 2004 real,- PAYBACK - Mailings
Januar 2005 Domänenumzug
Februar 2005 real,- EDV-Hotline
März 2005 Allgemeine Informationen zu einer Präsentation
April 2005 Research
Mai 2005 Patchday -> Vorbereitung Patch-Rollout
Juni 2005 Migration eines NT4-User in das AD
Juli 2005 Kassen-Controllertausch im Markt
August 2005 Future Check Out
September 2005 Projektoptimierung Virtual PC
Oktober 2005 Aufgaben des Benutzerservice real / extra
November 2005
Dezember 2005 SQL*PLUS
Monat Jahr Thema
Januar 2006 Monatsbericht
Februar 2006 Markt - Manueller Etikettendruck
März 2006 Installation Windows Server 2003 für Testumgebung
April 2006 Planung einer Softwareentwickiung
Mai 2006 .Net FrameWork
Juni 2006 Clickpreis-Konzept
Juli 2006 Siemens optiClient
August 2006 Persistente Installation von SW auf PDA
September 2006 Rechtliche Aspekte der E-Mail-Archivierung
Oktober 2006 Bluetoothsicherheit
November 2006 Installation PGP-Universal-Server
Dezember 2006 „Persönlicher Ordner"
Januar 2007 WinCE-Systemstart mit SymScript
Februar 2007 Erstellung HEX-Dateien für MC3090-Update
März 2007 Empfehlungsschreiben Abschlussprojekt
April 2007 Projektdokumentation
Mai 2007

Thematische Einordnung

Schwerpunkte meiner Arbeit waren technische Themen mit Fokus auf Systemeinrichtungen, Server- / Client-Installationen und Netzwerke, sowie EDV-Support. In einem gewissen Umfang, obwohl es nicht meine eigentliche Aufgabe war, Themen aus dem Bereich der Softwareentwicklung. Ich kam bereits in Berührung mit rechtlichen und IT-Sicherheitsaspekten. 

Indirekt war dies alles eine Schulung für (Projekt-)Organisation, (Projekt-)Planung und (Projekt-)Dokumentation. 

Was mich damals besonders begeistert hat, war zudem, dass "wir" der Zeit häufig voraus waren und als technischer Vorreiter in die Welt gegangen sind (wohlgemerkt 2004-2007): Virtuelle PCs, Selbstscan-Kassen, IP-Telefonie mittels SW-Client, digitale Email-Signatur. 

Was mir heute davon geblieben ist

real,- ist nicht mehr da, viele technische Themen sind überholt und meine Kunden sind eher im Klein- und Mittelständigen-Bereich unterwegs; entsprechend sind die Größenordnungen anders. 

Allerdings begleiten mich einige Dinge bis heute. Mal abgesehen von SQL-Plus als Datenbanktool, welches immer noch auf meinem Rechner schlummert und ich teilweise mit einem Softphone telefoniere, scheint man "Persönliche Ordner" (Outlook, PST-Dateien) nie ganz loszuwerden und reparieren darf man sie heute ebenfalls. Software-Updates sind heute ein größeres Thema als je zuvor. Auch ist es interessant, dass sich die Lage aus meinem Abschluss-Projekt  2007 zum Thema Email-Signierung nicht wirklich geändert hat. Denn nach 20 Jahren hat sich diese immer noch nicht wirklich durchgesetzt oder ist praktikabel. Mein Fazit damals: "dass die digitale Signatur [in] der vorliegenden (PGP-)Version nicht alltagstauglich ist."

Die Perlen 

Aspekte / Kernaussagen, kurz und knackig

Planung einer Softwareentwicklung 

  • Die Frage - "Make or Buy": besteht die Möglichkeit, eine geeignete Software zu einem akzeptablen Preis zu erwerben oder kann/muss die Software eigenständig entwickelt werden?
  • Zu klären in einer Softwareentwicklung: Was wünscht der Auftraggeber (Zweck und Leistungsumfang)? Schriftliche Fixierung der Softwareanforderungen und Ziele
  • Aufbau der Software: Datenfluss, Verarbeitungsschritte, Informationen über die zu verarbeitenden Daten, Absprache des Konzepts mit Auftraggeber
  • Technische Schnittstellen und Voraussetzungen: Welche Daten oder andere Systeme müssen eingebunden werden. Zur Verfügung stehende Hard- und Software. Notwendigkeit von Entwicklungstools. "An diesen Stellen kann ein Softwareprojekt bereits scheitern, da benötigte Schnittstellen nicht angesprochen oder technische Voraussetzungen erfüllt werden dürfen / können".

Unterschreibe ich sofort in allen Punkten. Diese Fragen sind Kern meiner Arbeiter.

Allgemeine Informationen zu einer Präsentation

  1. Vorbereitung
    Festlegung der zu erreichenden Ziele, roter Faden, Struktur, Abwägung, welche Informationen wichtig sind
  2. Durchführung
    Vorbereitung des Raums, gute Sicht für alle, zum Publikum sprechen, offene Haltung, Medieneinsatz üben
  3. Nachbereitung
    Ergebnisse und Fehler erkennen und auswerten. Eigene Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen, Festhalten entstandener Fragen und ToDos

Die Fragen nach den zu erreichenden Zielen sollte überall Einzug halten und mehr beachtet werden.

Rechtliche Aspkete der E-Mail-Archivierung

  • Vorgeschriebene schriftliche Form, Notwendigkeit einer Qualifizierten Elektronischen Signatur (BGB §126a).  
  • Einhaltung von vorgeschriebenen Aufbewahrungsfristen 6-10 Jahre -> Email-Archivierung
  • Datenschutzproblematik bei der Email-Archivierung, da Emails immer privater Informationen enthalten - Zweckbindung muss geklärt sein.
  • Bei erlaubter privater Nutzung: Unterhemen tritt bei Email-Verwendung als Telekommunikationsdienstleister auf und unterliegt demnach dem TKG. Eine Archivierung ist ohne Einwilligung nicht erlaubt.

Damals wie heute gültig und wichtig.

Danke an JJ